Die Hecke
Vor langer Zeit in den Jugendjahren der Menschheit war fast ganz Europa ein riesiger Wald. Viele Menschen wollten sesshaft werden und nicht mehr ausschließlich als Jäger und Sammler leben. So begannen sie Lichtungen in die riesigen Wälder zu roden um dort ihre Felder für Korn und Gemüse anzulegen. Doch diese kleinen Siedlungen wollten beschützt sein, beschützt vor den Wilden Tieren und den unbekannten, teils wilden, aber auch teils freundlichen Naturgeistern. So wurden um die kleinen Siedlungen mächtige Hecken gepflanzt, sie waren fortan Schutz vor und Pforte zu einer anderen Welt. Nun gab es wie in jeder Gemeinschaft auch Menschen, die im Alter nicht mehr so recht auf dem Feld mitarbeiten konnten. Die alten Mütterchen zum Beispiel, sie verbrachten viel zeit an den Hecken und dort lauschten sie so manchen Geheimnissen, die ihr von der anderen Seite zugeflüstert wurden. Auf diese Weise erlangten die alten Weiblein sehr viel geheimes Wissen von den Naturgeistern, zum Beispiel welches Kraut und welcher Baum welche Krankheit heilt. Sie wurden die Heilerinnen und Kräuterkundigen jeder Gemeinschaft und sie erhielten in späteren Zeiten auch einen besonderen Namen: Hagezusse oder Hexe. In dem Namen „Hagesusse“, kann man die Verbindung zur Hecke noch deutlich erkennen: „Hag“ ist ein alter Begriff für die Hecke. Und das Englisch verrät diesen Zusammenhang noch heute „old hag“, heißt „Alte Hexe“.
Alle Büsche und auch Kräuterchen, die in einer Hecke früher und meistens auch heute noch wachsen, waren ganz besondere Pflanzen.. Auch als man diese Hecken nicht mehr brauchte, weil die Menschen längst nicht mehr auf kleinen Lichtungen lebten, wurden die Heckenpflanzen noch hoch geehrt und zum Beispiel als Schutz gegen Flüche und allerlei solcher Dinge mit ins Haus genommen. Man sagte auch, daß man mit ihrer Hilfe in die andere Welt, die Welt der Naturgeister schauen könne. Ein noch ganz lange beliebter Brauch war es zur Mainacht einen Kranz aus Gundermann zu tragen um die Elflein tanzen zu sehen oder als Unwetterschutz etwas Weißdorn an der Hauswand anzubringen.
Der Gundermann lässt euch nicht nur die Elfen tanzen sehen, sondern ist auch ein sehr leckeres Wildgemüse das das ganze Jahr für uns da ist. Man kann ihn im Salat, Soßen, Gemüse und Suppen essen oder man macht sich „After eights“. Wenn ihr den Gundermann mit flüssiger Schokolade bepinselt und diese trocknen lasst, habt ihr eine wunderbare Süßigkeit. Und dann ist er auch noch gut für die Gesundheit: er ist ein Hustentee und ein Wundheilkraut (dafür ein Blättchen im Mund zerkauen und auf die Wunde legen), vor allem für vereiterte Wunden(im althochdeutschen bedeutete „Gund“ Eiter).