Buchempfehlung 2018

„Wie aus dem Zankapfel die Einbeere wurde“ von Bernd Hertling

Bernd Hertling, der Autor des Buches „Wie aus dem Zankapfel die Einbeere wurde“ ist sowohl Historiker für Frühgeschichte als auch Heilpraktiker und Lehrer für Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) an der renommierten „Joseph Angerer Schule“ für Naturheilkunde − beste Vorraussetzungen für ein Werk wie dieses.
„Wie aus dem Zankapfel die Einbeere wurde“ erzählt Anekdoten aus der griechischen Mythologie. Geschichten die einst Linne (Begründer der Systematischen Botanik) zu den jeweiligen botanischen Pflanzennamen inspirierten. Wie beispielsweise die traurige Geschichte der schönen Lamia, die aus lauter Verzweiflung in Raserei geriet und ihre eigenen Kinder verschlang. Seitdem fristete sie ein Dasein als Ungeheuer in der Unterwelt, gequält von einem nie zu stillenden Hunger. Der Schlund, bzw. das Verschlingen als Thema in dieser Mythe veranlasste Linne dazu die Familie der Lippenblütler, deren Blütenaufbau tatsächlich etwas von einem Schlund hat, „Lamiaceae“ zu taufen.
Neben den namensgebenden griechischen Mythen erfährt der Leser auch die heilkundlichen Anwendungsmöglichkeiten der besprochenen Pflanzen.
Das charmante an dem Buch ist, daß es wie ein „Reisetagebuch“ aufgebaut ist, bei dem der Autor die Leser mit zu seinen diversen Besuchen nimmt − mal zur Erdmutter Gaia, mal in die Unterwelt zu Hades und Persephone, zu Ares und Aphrodite oder ins „rauschende Reich“ des Dionysos. Bei diesen Besuchen lernt man dann die einzelnen Pflanzen und ihre namensgebenden Geschichten kennen.
Es macht sehr viel Spaß dieses Buch zu lesen, vor allem wenn man sich für Mythen begeistern kann. So ist es also nicht nur Pflanzenheikundler oder Botaniker zu empfehlen, die sich manchmal vielleicht eine Eselsbrücke zu den botanischen Namen wünschen würden.
Es ist in einer sehr gebildeten und schönen Sprache geschrieben, die man bei moderner Sachliteratur nur noch selten findet, wobei man auch festhalten muß, daß Herr Hertling bestimmt ein Liebhaber der deutschen Grammatik, in ihren teils feinen aber auch komplizierten Regeln, ist.
Fazit: „Wie aus dem Zankapfel die Einbeere wurde“ ist ein sehr empfehlenswertes Buch für die Kurzweil genauso wie für wissensdurstige Botaniker, Pflanzenheilkundler und Liebhaber der griechischen Mythologie.

„Gemmotherapie: die Kraft der Knospen“
von Barbara Bichsel-Altherr und Julia Brönnimann

In der Einleitung wird das Konzept dieser recht jungen Arzneimittelverarbeitung erläutert und gut nachvollziehbar erklärt wie man ein Gemmotherapeutikum zu Hause selber herstellen kann. Im Hauptteil folgen Portraits zu den 24 Therapeutika die der „Vater“ der Gemmotherapie Dr. Pol Henry erarbeitet hat (mittlerweile wurden weitere Knospenpräparate entwickelt, die meines Wissens bisher aber nur in englisch, bzw. französischer Literatur besprochen werden). In den Portraits wird die entsprechende Pflanze zunächst aus botanischer Sicht beschrieben und ihre „herkömmliche“ heilkundliche Verwendungsmöglichkeit umrissen. Anschließend folgt die Anwendung als Gemmotherapeutikum.
Für einen raschen Überblick gibt es am Seitenrand immer eine Kurzzusammenfassung. Nach den Portraits findet der Leser einen sehr ausführlichen Beschwerdeteil, der nach Organ−Körpersystemen gegliedert ist. Auf diese Weise kann man schnell das passende Mittel für das jeweilige Leiden herausfinden. Eine Übersichtstabelle rundet den Beschwerdeteil ab.
Am Ende des Buches unternehmen die beiden Autorinnen noch einen kurzen Abstecher zur Spagyrik als passende Begleittherapie zu den Knospenpräparaten.
Seit 2016 sind einige Bücher in deutscher Sprache zu dem Thema erschienen. Das Alleinstellungsmerkmal dieses Buches sind die Abbildungen in den einzelnen Portraits. Sie zeigen die Knospen in dem Zustand indem sie „reif“ sind für die Verarbeitung zu einem Gemmotherapeutikum und dieser Zustand ist nur von sehr kurzer Dauer und lässt sich mit Worten kaum beschreiben.
Den beiden Autorinnen, alternativ praktizierende Ärztinnen, die reich an Erfahrungen mit diesem recht neuen Heilmittel sind, ist ein sehr gutes Buch gelungen, mit dem sowohl Fachleute als auch Laien gut arbeiten können.

„Das große Buch der Pflanzenwässer“ von Susanne Fischer−Rizzi
Zum Inhalt:
„Das große Buch der Pflanzenwässer“ von Susanne Fischer−Rizzi beginnt mit einer sehr guten Einführung zu dem Thema Hydrolate. Hierbei wird zunächst erklärt was ein Destillat ist und worauf zu achten ist bei Kauf, Lagerung, etc. Es folgen ein geschichtlicher Abriss zum Gebrauch der Pflanzenwässer beginnend bei den Hochkulturen im Zweistromland bis in die Gegenwart und eine kleine Exkursion zum „Trägermedium: Wasser“. Der erste Teil schließt mit einer allgemeinen Erläuterung der sehr vielfältigen Anwendungsbereiche der Hydrolate von Küche, Haushalt über Kosmetik bis zu den Heilanwendungen für Körper und Seele (auch bei Tieren) ab.
Im Hauptteil werden nun die, meist heimischen, Pflanzen portraitiert, wobei 47 davon in sehr ausführlichen Portraits besprochen werden und weitere 27 in verkürzter Form. Sie beinhalten:
• Eine stimmungsvolle Einführung, die dem Leser die jeweilige Pflanze grundsätzlich näher bringt
• Einen botanischen Steckbrief
• Die zu verwendenden Pflanzenteile
• Falls Studien vorhanden die Inhaltsstoffe des Hydrolats und ob es im Handel erhältlich ist
• Anwendungsgebiet
• Art der Anwendung (für die psychischer, körperlicher, energetischer Ebene; Pflege; Kosmetik; Küche)
• Rezepte
Im letzten Teil des Buches gibt die Autorin noch eine kurze Einführung in die Kunst des Destillierens und in deren philosophischen Hintergrund. Abschließend bietet sie einen Überblick über Inhaltstoffe von Hydrolaten, Rohstoffen der Naturkosmetik und einen chemischen Grundkurs zum Thema Säure−Basen−Milieu (ph−Wert) von Wasser
Fazit:
„Pflanzenwässer“ ist sehr gut gegliedert, hat einen Lesebuchcharakter , ist aber gleichzeitig auch ein Nachschlagewerk. Es ist sehr umfangreich und bietet u.a. wegen der Listen am Ende des Buches (Beschwerde− Kosmetikregister)einen hervorragenden Überblick.
Kritik:
Ein Punkt hat mir bei der Lektüre nicht gefallen: die „O−Ton“− Kommentare. Es handelt sich hierbei um interessante Erfahrungsberichte. Allerdings hätten sie besser in den Fließtext gepasst. So wirkt es auf mich wie eine billige Art etwas anzupreisen, das sein Papier nicht wert ist auf dem es gedruckt ist und das entspricht weder dem Inhalt noch dem Thema. Dies ist für mich jedoch kein Grund dem Buch seine verdienten 4 Sternchen „vorzuenthalten“.

„Meine wilde Pflanzenküche“ von Meret Bissegger

Das Buch von Meret Bissegger ist das beste Wildkräuterkochbuch das zur Zeit auf dem Markt erhältlich ist.
Man merkt, daß die Autorin eine große Begeisterung und Neugier ihrer heimischen Flora entgegenbringt. Dies kombiniert mit dem Wissen und den Erfahrungen einer Profiköchin macht das Buch so einzigartig.
Bei ihren Rezepten stehen die Wildpflanzen im Vordergrund des Gerichts und fristen kein trauriges Dasein als Soßenzutat oder Gewürzkräutlein, wie bei vielen anderen Wildpflanzenkochbüchern. Die Rezepte sind witzig und einfallsreich, dabei aber nicht kompliziert. Besonders gut gefallen haben mir in diesem Zusammenhang die Cannelloni aus dem Japanischen Staudenknöterich.
So ungewöhnlich die Rezepte sind, so ungewöhnlich ist teilweise auch die Auswahl an beschriebenen Pflanzen. So konnte ich in „Meine Wilde Pflanzenküche“ Pflanzen finden, die ich schon vor der Lektüre viel und gerne gegessen habe, die ich aber vergebens in anderen Büchern dieser Art gesucht habe, wie beispielsweise das Aufgeblasene Leimkraut oder die Fetthenne.
Der Aufbau des Buches ist sehr übersichtlich. Die einzelnen Pflanzen sind nach Familien gegliedert, diese werden teilweise noch genauer beschrieben (also die Pflanzenfamilien). In den jeweiligen Portraits gibt es einen botanischen Steckbrief zur Pflanze, eine Geschmacksbeschreibung und die konkreten Rezepte.
Passend zu den hervorragenden Inhalten sind die Fotos, die das Buch schmücken und einen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
„Meine wilde Pflanzenküche“ kann ich jedem empfehlen, egal ob er Neuling in der Wildpflanzenküche ist oder ein alter Hase.

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